Wenn man mit dem Auto von Stavenhagen nach Demmin fährt, dann erreicht man einen Kilometer nach dem Passieren des Ortsausgangsschildes von Stavenhagen das Dorf Basepohl. Ein typisches Dorf in Mecklenburg, wo sich die Häuser an der Hauptstraße des Dorfes aufreihen und eine weitere Bebauung erst Ende des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts stattfand.

Überschreitet man die erlaubte Höchstgeschwindigkeit in Ortschaften hier nicht, dann ist man in ca. 20 Sekunden schon wieder am Dorfausgang und folgt der, sich durch eine Senke schlängelnden, Straße weiter Richtung Norden. Nach dem Durchfahren der Senke wird die Straße rechts von einer Schrebergartensiedlung flankiert, auf der linken Seite der Straße befinden sich Felder und Wälder. Und dann, keinen Kilometer weiter, fährt man an einer Kaserne vorbei.

Circa einen Kilometer weiter, rechter Hand hinter dem Wald, der Flugplatz. Er ist nicht einsehbar, nur vom Ort Alt Kenzlin führt eine Straße direkt bis an den Zaun im Norden des Platzes. Der Flugplatz Basepohl, die Kaserne, die Siedlung Basepohl am See und die Stadt Stavenhagen, das sind die Örtlichkeiten welche eine Rolle spielen werden.

Bei der Fahrt mit dem Auto auf der Straße Richtung Demmin dauert das passieren dieser Örtlichkeiten nur einen Augenblick und der Anblick ist dann auch wieder schnell aus dem Gedächtnis verschwunden. Vielleicht hatte man zu Beginn der siebziger Jahre auch deshalb diesen Platz für eine Kaserne ausgewählt. Unscheinbar, verdeckt und militärstrategisch günstig gelegen. Zunächst wurde diese Kaserne für einen Verband der Truppenluftabwehr errichtet, aber schon am 1. November 1975 kam ein weiterer Einsatzverband dazu.

Gemäß dem Befehl GVS-Nr.: C 323 211, erging folgender Befehl, Nr. 200/75, des Ministers für Nationale Verteidigung der DDR, Armeegeneral Heinz Hoffmann, über die Aufstellung des Hubschraubergeschwaders 54 und des Fliegertechnischen Battailions 54.

Zur weiteren Erhöhung der Gefechtsmöglichkeiten der Landstreitkräfte sowie zur Verbesserung der unmittelbaren Luftunterstützung ihrer Kampfhandlungen BEFEHLE ICH:

1. Mit Wirkung vom 1.11.1975 sind unter Einbeziehung von Strukturelementen des Hubschraubergeschwaders 34 und des Fliegertechnischen Bataillons 34 aufzustellen: Das Hubschraubergeschwader 54  Standort: Basepohl Postfach: 52 850

b) Das Fliegertechnische Bataillon 54 Standort: Basepohl Postfach: 52 870.

2. Die Aufstellung des Hubschraubergeschwaders 54 und des Fliegertechnischen Bataillons 54 hat in folgenden Etappen zu erfolgen:

1. Etappe vom 1.11.1975 bis 31.10.1976

2. Etappe vom 1.11.1976 bis 30.04.1977

3.       Es werden unterstellt:

(1)    Das Hubschraubergeschwader 54

(2)    Das Fliegertechnische Bataillon 54 

Dem Stellvertreter des Ministers und Chef der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung.

4.       Der operative Einsatz des Hubschraubergeschwaders 54 hat auf der Grundlage der Planung und Anforderung des Stellvertreters und Ministers und Chef der Landstreitkräfte unter Beachtung der Festlegung des Befehls Nr.: 164/75 des Ministers für Nationale Verteidigung zu erfolgen. 

5.       Die Vorlage des Stellenplanes und Ausrüstungsnachweises hat bis zum 31.10.1975 an den Stellvertreter des Ministers und Chef des Hauptstabes zu erfolgen.  Verantwortlich: Stellvertreter des Ministers und Chef der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung.

6.       Verantwortlich für die Auswahl und Zuführung der Kader ist der Stellvertreter des Ministers für Luftstreitkräfte und Luftverteidigung in Zusammenarbeit mit dem Chef der Verwaltung Kader. 

7.       Die personelle Auffüllung mit Unteroffizieren und Soldaten hat durch Versetzungen innerhalb des Dienstbereiches der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung und Einberufungen auf der Grundlage der in der Auffüllungsordnung getroffenen Festlegungen zu erfolgen.  Verantwortlich: Stellvertreter des Ministers und Chef der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung.

8.       Die Ausrüstung mit Bewaffnung, Ausrüstung und Versorgungsgütern hat unter Berücksichtigung der Reihenfolge der Ausstattung zu erfolgen aus:

 

a) Den im Fünfjahrplanzeitraum 1976 bis 1979 geplanten Zuführungen

b) Beständen des Versorgungsbereiches

c) Mobilmachungsreserven neben erfolgter Bestätigung der Freigabe

Verantwortlich: Stellvertreter des Ministers und Chef der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung.

9.       Die finanzielle Sicherstellung der mit den Aufstellungen verbundenen Maßnahmen hat im Rahmen der für den Fünfjahrplanzeitraum 1976 bis 1979 bestätigten Führungsgrößen und Kennziffern zu erfolgen. 

10.    Mit Beginn der Aufstellung der in Ziffer 1 genannten Truppenteile sind die organisatorischen Grundlagen zur Herstellung der Stufen der Gefechtsbereitschaft zu schaffen.  Dem Stellvertreter des Ministers und Chef des Hauptstabes ist darüber bis 10 Tage nach Beginn der Aufstellung Vollzug zu melden. 

11.    Auf der Grundlage des Befehls ist eine Durchführungsanordnung zu erarbeiten. Verantwortlich: Stellvertreter des Ministers und Chef der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung in Zusammenarbeit mit dem Stellvertreter des Ministers und Chef der Landstreitkräfte.

12.    Für die Durchführung der in diesem Befehl festgelegten strukturellen Maßnahmen ist der Stellvertreter des Ministers und Chef der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung verantwortlich. Er meldet dem Stellvertreter des Ministers und Chef des Hauptstabes über den Abschluß der Aufstellung und Herstellung der Gefechtsbereitschaft

a) des Hubschraubergeschwader 54

b) des Fliegertechnischen Bataillons 54

bis zum 31.03.1977 Vollzug.

13.    Dieser Befehl tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft und ist außer der Urschrift am 31.12.1980 zu vernichten. 

Berlin, den 25.11.1975     -HOFFMANN- Armeegeneral 

 

Nordpol, Südpol, Basepohl. Eingeweihte wissen um diesen Spruch. Und eingeweiht waren die, welche in einer der militärischen Einrichtungen in Basepohl ihren Dienst als Soldat, Unteroffizier, Fähnrich oder Offizier der NVA versahen. 

Warum dieser Spruch? Weil er eine Botschaft enthält. An den beiden Polen der Erde ist es so unwirtlich, dass kein Mensch dort leben kann. Hinzu kommt, dass sie weit entfernt von den meisten Menschen sind und nur sehr wenige dorthin möchten. Und Basepohl, dieses kleine Dorf in Mecklenburg, nördlich der Seenplatte? Viel Landschaft, wenig Menschen, und wenn, dann Mecklenburger die wenig reden, für die jeder fremd ist der nicht dort geboren wurde.  

 Und alle Wehrdienstleistenden, Unteroffiziere auf Zeit und auch viele Berufssoldaten waren nicht sonderlich von diesem Militärstandort begeistert. Da stellt sich gleich die Frage: Warum dann darüber Aufhebens machen? 

Eine Einheit an diesem Standort hatte eine Besonderheit. Von ihrem Typ gab es in der NVA nur zwei und es waren in der Militärgeschichte recht neue Einheiten. Die Rede ist vom Kampfhubschraubergeschwader „Adolf von Lützow“, oder auch dem KHG-5, oder KHG-57, oder dem Hubschraubergeschwader 57, oder dem Hubschraubergeschwader 54.

Auf der Grundlage des Befehles Nr. 121/74 des Stellvertreters des Ministers und Chef der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung vom 15. 08. 1974 wurde mit Wirkung vom 20. 08. 1974 ein Vorkommando am Standort Basepohl gebildet. Dieses Vorkommando hatte die Aufgabe, alle erforderlichen Vorbereitungen für die Aufstellung eines Hubschraubergeschwaders im Interesse der Landstreitkräfte zu treffen. Als verantwortliche Offiziere des Vorkommandos wurden eingesetzt:

·       Major Bischoff, Willi als Leiter des Vorkommandos,

·       Major Lange, Joachim

·       Major Diederich, Klaus-Dieter als Stellvertreter des Leiters des Vorkommandos.

Ihnen wurden die Aufgaben gestellt, eine Konzeption zum Bau aller erforderlichen Anlagen und Einrichtungen, die im weiteren die Aufstellung eines Hubschraubergeschwaders mit der Zweckbestimmung, im Interesse der Landstreitkräfte zu handeln, zu ermöglichen. Weiterhin die geplanten Baumaßnahmen zu projektieren sowie diese in Truppenleistungen zu realisieren. Dazu wurden zur unmittelbaren Bauausführung Personal und Technik aus dem gesamten Dienstbereich der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung zum Standort Basepohl kommandiert. Die Masse des Personals und der Technik kam aus dem Hubschraubergeschwader-34 und dem Fliegertechnischen Bataillon-34.